2 - Neuartige Möglichkeiten bei der Verabreichung von Arzneistoffen [ID:1691]
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Der Titel meines Vortrages lautet also Neuartige Möglichkeiten der Verabreichung von Arzneistoffen.

In meinem Vortrag will ich Ihnen also im ersten Teil erläutern, was mit diesem Begriff

Arzneistoffverabreichung überhaupt gemeint wird. Ich mache sie auch mit meinem Fach der

pharmazeutischen Technologie in Biopharmazie bekannt. Im zweiten Teil des Vortrages werde

ich Ihnen Daten aus einem Projekt in meinem Lehrstuhl zeigen und auch die Relevanz von

diesen Daten und von dem Projekt erläuten. Die Vorträge im Rahmen des Collegium Alexandrinums

sollen allgemein verständlich sein. Also ich halte heute keinen wissenschaftlichen Vortrag.

Ich will gleich am Anfang für Sie einige Begriffe definieren, die im Lauf des Vortrages immer

wieder auftauchen werden. Erstens ein Arzneistoff. Der Arzneistoff ist der therapeutisch wirksame

Bestandteil eines Arzneimittels. Der ist aber nicht der einzige Bestandteil. Jedes Arzneimittel

enthält auch mehrere sogenannte Hilfsstoffe. Das sind Zusatzstoffe, die die Zubereitungsform

selber bilden, in der der Arzneistoff vorliegt. Das können Losungsmittel sein, Dispersionsmittel,

Füllstoffe und so weiter. Die sind indifferente Substanzen. Das heißt, die haben selber keine

pharmakologische Wirkung. Die Arzneiform stellt die eigentliche zu applizierende Form des

Arzneimittels dar. Denken Sie beispielsweise an eine Tablette, die oral verabreicht wird,

an ein Implantat, das parenteral gegeben wird oder an selben Grundlagen, die topisch eingereden

werden. Was bedeutet dann Arzneistoffverabreichung? Die Arzneistoffverabreichung ist Forschungsstoff

in meinem Fach, also in der pharmazeutischen Technologie und Biopharmazie. Wir haben zwei

Hauptziele. Wir wollen für Arzneistoffe geeignete Arzneiformen entwickeln und herstellen. Im erste

Linie müssen die Arzneistoffe in diesen Formen ausreichende Stabilität haben. Dies gewährleistet

die Haltbarkeit des Arzneimittels. Eine akzeptable Haltbarkeit liegt zwischen zwei und fünf Jahren.

Das zweite Ziel ist etwas komplizierter. Wir wollen Arzneiformen erforschen, die es ermöglichen,

den Arzneistoff über einen gewünschten Zeitraum, und das kann Stunden sein bis zu Jahren, in der

richtigen Dosierung zu dem richtigen Wirkungsort im Körper bringen. Das ist die Bedeutung des

Begriffes Arzneistoffverabreichung. Wenn wir das schaffen, können wir die optimale therapeutische

Wirkung des Arzneistoffes gewährleisten und wir minimieren dabei unwünschte Nebenwirkungen. Man

kann dieses Konzept am besten mit Hilfe eines Gegenbeispieles verstehen. Denken Sie an eine ganz

normale Tablette. Nach oraler Einnahme landet die Tablette im Magen. Sie zerfällt dort, das heißt,

sie bricht auseinander und gibt den enthaltenen Arzneistoff vollkommen ungesteuert frei.

Mit dieser Art der Arzneistoffverabreichung haben wir überhaupt keine Möglichkeiten,

die therapeutische Wirkung des Arzneistoffes zu steuern. Wir wollen also Arzneiformen entwickeln,

die die therapeutische Wirkung des Arzneistoffes steuern können. Ja, wie soll das nun gehen? Ich

will Ihnen etwas aus der Geschichte kurz erzählen. Bis vor circa 40 Jahren hat man die Arzneistoffwirkung

mit Hilfe des Konzeptes der Dosis Wirkungsequivalenz beschrieben. Dieses Konzept leitet sich aus der

Rezeptortheorie in der Pharmakologie und besagt folgendes. Im Körper befinden sich mehrere

selektiv reagierende Rezeptoren. Es handelt sich hierbei um Proteine, die in den Zellmembranen

eingebettet sind. Diese Rezeptoren gehen eine Bindung mit Arzneistoffmolekülen ein. Das sind

die Arzneistoffmoleküle, die sich im Plasma, im Blut des Patienten befinden. Im gebundenen

Zustand wird dann im Zellinnen eine biochemische Wirkung hervorgerufen, die zu einer therapeutischen

Wirkung im Körper führt. Allerdings ist die Anzahl der Rezeptoren für einen bestimmten Arzneistoff

im Körper begrenzt. Das heißt, dieser Prozess, diese Wirkung ist sättigbar. Sind alle Rezeptoren

mit Arzneistoffmolekülen belegt, kann man die therapeutische Wirkung nicht mehr steigen. Also

laut dieser Vorstellung ist die Arzneimittel Wirkung allein von der applizierten Dosis des

Arzneistoffes abhängig. Die Arzneiform würde lediglich dazu dienen, den Arzneistoff

applikationsfähig zu machen. Das Verstand des Kenntnisses von circa 40 Jahren. In den 60er Jahren

tauchten dann vermehrt Fälle auf, bei denen dieses Konzept offenbar nicht anwendbar war. Ich kann Ihnen

ein Beispiel nennen. Ein englischer Pharmahersteller hat seine Digoxin-Tablette umformuliert.

Das ist eine Mittelgegenherzinsuffizienz. Der hat den Füllstoff ausgetauscht statt Laktose. Als Füllstoff

hat er einen anderen Füllstoff genommen. Patienten, die die neuen Tabletten genommen haben, haben

plötzlich Überdosierungen bekommen aus dieser Tablette. Was war da los? Durch die Umformulierung wurde

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Geoffrey Lee Prof. Dr. Geoffrey Lee

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:25:06 Min

Aufnahmedatum

2000-05-11

Hochgeladen am

2018-06-20 12:10:22

Sprache

de-DE

Tags

Collegium Alexandrinum Verabreichung Lee Arzneistoffe
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